Erforschung alternativer Verwendungsmöglichkeiten von Schilfrohr
Schilfrohr zum Dachdecken ist die mit Abstand bedeutendste kommerzielle
Verwendung in der Bauwirtschaft, neben der Verwendung als Putzträger
bis zum Anfang dieses Jahrhunderts. Neben Schilfrohr/Reet werden
bzw. wurden Miscanthus und Stroh in anderen Forschungsprojekten
verarbeitet. Schilfrohr nimmt zwischen dem weichen Strohhalm und
dem in der Wandung stärkerem Miscanthus eine Mittelstellung ein
und hat einen hohen Dämmwert (Lamda-Wert). Der Reethalm lässt sich
leicht und weit durchbiegen um sich danach wieder in seine ursprüngliche
Form zurück zu entwickeln.
Die alternative Verwendung von Schilfrohr unter ökologischen Gesichtspunkten
war und bleibt unser Hauptanliegen. So haben wir, in den Hauptversuchen,
dem Material Reet als nachwachsendem Rohstoff angepasst, natürliche
und umweltverträgliche Klebestoffe und Füllstoffe verarbeitet.
Bei optimaler Ausfüllung der Hohlräume zwischen den Reethalmen mit
Klebematerial als Schaum oder mit Klebe-Füllstoffen erreichen wir
eine große Stabilität in Längsrichtung einer Probeplatte. Diese
Platte kann sehr gut als nichttragendes Einbau- oder Abschlusselement
dienen und ist damit ein geeigneter Putzträger (z.B. für Lehmputz
etc. und im Innenausbau). Die hohe, durchschnittliche Dämmqualität
des Schilfrohres kann mit den entwickelten Platten in baukonstruktiven
Lösungen genutzt werden.
Eine Lehmbauplatte (Reet und Lehm) als tragender, baukonstruktiver
Baukörper wird von uns als nicht geeignet angesehen. Lediglich eine
Stampflehmwand mit Reethächseln anstelle von Strohhächseln hätte
ausreichende tragende Eigenschaften. Dabei sind wir dann jedoch
im Bereich der bekannten und traditionellen Lehmbaukonstruktionen,
ohne innovativen Fortschritt.
Wir haben im Rahmen der Entwicklung die Erkenntnis gewonnen, dass
wir leichte, händelbare Elemente aus natürlichen, nachwachsenden
Rohstoffen herstellen wollen. In jedem Fall ist neben der Verwendung
eines Klebers aus natürlichen Rohstoffen auch ein geeigneter Füllstoff
einzusetzen. Hier hat sich Kork als Feingranulat in optimaler Weise
dargestellt. Kork als Recycle-Produkt (Flaschenkorken) steht als
Rohmaterial sicher nicht unbegrenzt zur Verfügung.
Die Verwertung unserer Erkenntnisse für das Produkt "Ausbauplatte
aus Reet" liegen jetzt beim Projektpartner Hiss Reet. Als Alternative
zu den am Markt verfügbaren Schaumkunstoffplatten kann die "Ausbauplatte
aus Reet" mit geeigneten Vorrichtungen in Serie gefertigt werden.
Natürlich bedarf es vor Markteinführung einer genauen betriebs-wirtschaftlichen
Betrachtung der Absatzchancen.
Galerie (Zum vergrößern bitte auf die Bilder klicken)